Die ArcBest ist ein US-Mittelstandsunternehmen, das sicherlich die wenigsten von Ihnen zuvor bereits auf dem Schirm hatten. Als Logistikdienstleister unterteilt sich das Unternehmen in fünf Segmente, die jeweils für sich einen bestimmten Bereich in den USA bedienen.

•    ABF Freight (Frachtgüter auch mit Teilladungen – individuelle Lieferungen)

•    ABF Logistics (Container und Truck – inklusive vollständiger Lösungsansätze)

•    Panther Premium Logistics (Premiumdienstleistungen für hochwertige Güter mit speziellen Transportanforderungen)
•    FleetNet (Pannenmanagement, Reparatur- und Instandhaltungslösungen)

•    UPack (Umzugsdienstleistungen für Geschäfts- und Privatkunden).

In diesem Bereich gehört ArcBest in den USA zu den führenden Unternehmen und erzielt ca. 50% der Gesamtmarktumsätze.

Ein kurzer Blick auf den Chart macht deutlich, welch eine Achterbahnfahrt das Unternehmen hinter sich hat. Wäre man vor ca. fünf Jahren eingestiegen, hätte man bis heute keinerlei Geld verdient. Und das auch nur, wenn man das starke Tief Ende 2012 mit über -50% überlebt hätte, sprich nicht ausgestiegen wäre. Der S&P500 hingegen hat seitdem mit kleinen Ausnahmen einen kontinuierlichen Weg nach oben verfolgt. Aufgrund dessen muss man bedenken, dass diese nervenaufreibende Kursfahrt dementsprechend weitergeht. Ein neutraler Relative-Strength-Index erzeugt derzeit keinerlei kurzfristige Signale.

Wie gewohnt wollen wir die größte Aufmerksamkeit auf die fundamentale Betrachtung des Unternehmens legen. Dies geht zum einen sowohl quantitativ als auch qualitativ. Ersteres soll den Anfang machen.

  • Bewertung: Die Talfahrt seit Anfang 2015 hat der Aktie zu einem äußerst günstigen Einstiegskurs verholfen. Bei Betrachtung aller Kennzahlen angefangen beim KBV und KGV bis hin zum KUV und EV/EBITDA, wird erkennbar, dass man derzeit äußerst günstig zu haben ist. Eine solche Unterbewertung erzeugt eine sogenannte Sicherheitsmarge, die auch Warren Buffett immer wieder bei Unternehmen ausfindig machen will.
  • Dividende: Dieser Punkt sollte außer Acht gelassen werden. Mit 1,28% zahlt das Unternehmen nicht wirklich viel aus. Dies liegt natürlich aber auch daran, dass man bis in 2012 unterm Strich sogar noch Verluste eingefahren hat.
  • Kapitalstruktur: Ein ordentliches Fundament, bei guter Eigenkapitalausstattung und geringer Verschuldung bringen neben der Unterbewertung einen weiteren Punkt der Sicherheit. Auch wenn es künftig doch nochmals Probleme geben sollte, hat das Unternehmen die Möglichkeit diese zu überstehen. Eine solide Bilanzstruktur ist dahingehend immer wichtig, um sich am Kreditmarkt über Banken zu finanzieren, liquide zu bleiben und ebenso neue Investitionen anzustoßen.
  • Wachstum & Profitabilität: In diesem Segment wird ein weiterer interessanter Faktor erkennbar. Während der US-Finanzkrise, welche dann in einer Wirtschaftskrise mündete, haben sich auch die Umsätze verringert. Aufgrund dessen, dass wir uns hier in einem Geschäftsmodell mit geringen Margen bewegen, bei dem ArcBest nochmals etwas schwächer abschneidet, ist man dann schnell in der Verlustzone gelandet. Nun sollen Umsätze und vor allem auch Gewinne wieder steigen. Zweites dabei sogar überproportional.  

Der subjektive Betrachtungswinkel

  • Am Tropf der US-Wirtschaft: Wenn es der Wirtschaft gut geht, dann sind Unternehmen und auch Privatmenschen in Bewegung, neue Büros werden bezogen, Güter müssen eifrig von A nach B oder auch ein neues Haus in einer ganz anderen Region wird besiedelt. Der durch aufblühende Wirtschaft notwendige finanzielle Spielraum ist also ein wichtiger Ausgangspunkt für Erfolg bei diesem Logistikdienstleister. Die US-Wirtschaft also parallel im Auge zu haben ist immens wichtig.
  • Cross-Selling: Derzeit versucht ArcBest die Cross-Selling-Opportunitäten des Unternehmens effektiv zu nutzen. Dabei sollen z.B. Kunden, die bereits im Premium-Segment auf die Dienstleistungen der Firma zurückgreifen auch in anderen Bereichen bedient werden. Schließlich sind Kundenkontakte bereits vorhanden, die Bedürfnisse sind bekannt, sodass man keine großen Marketingkosten hat, und lediglich Produkte platzieren muss. ArcBest hat für diese Möglichkeiten ca. 40.000 aktive Kunden definiert. Hier schlummert also noch ein spannendes Potential.
  • Aktionärsstruktur: Auch bei diesem Unternehmen sind alle großen Player von Vanguard, Blackrock, Franklin Templeton, JPMorgan oder Fidelity dabei. Natürlich ist dies nie eine Garantie und man sollte, wie schon so oft gesagt, niemals blind folgen. Jedoch verringert dies das Risiko dahingehend, dass es sich bei ArcBest um ein faules Ei handelt.
  • CEO: Ein Blick ins Management macht deutlich, dass Judy McReynolds (51) bereits seit 1997 beim Unternehmen dabei ist. Dadurch besteht eine langfristige Verbundenheit. Auch hektische Zeiten wie die bereits angesprochene Wirtschaftskrise hat man bereits mitgemacht. Dies bietet Erfahrung und vor allem Ruhe am Steuer.
  • Carrier of the year: Bereits zum dritten Mal in Folge wurde man vom National Shippers Strategic Transportation Council zum Transportunternehmens des Jahres gekürt. Ein netter Preis, der die Bekanntheit steigert, und vor allem auch die Kontinuität in diesem Dienstleistungsangebot unterstreicht.  

Im Fazit:

Natürlich handelt es sich bei der ArcBest Corporation nicht um ein Kerninvestment. Jedoch hat man hier eine spannende Möglichkeit für einen günstigen Preis an einem US-Unternehmen teilzuhaben, welches auf stabilem Fundament steht und künftig wieder wachsen soll. Die Profitabilität hingegen MUSS wieder gesteigert werden. Diesen Aspekt sollten Sie bei künftigen Reports sehr streng beobachten. Interessante Cross-Selling-Möglichkeiten bei einem führenden Unternehmen dieser Branche sorgen für interessante Chancen, dass sich auch der Kurs erholt. Ein genauerer Blick auf dieses US-Schnäppchen sollte also allemal gerechtfertigt sein.


Ihr Andreas Meyer


Quellen: www.am-capital.de, www.bloomberg.com, www.reuters.com, www.morningstar.com


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